Inline-Alpin - Ein Sport im Rollen
(Dr. Wolfgang Schrader)

 

Aufmerksame Beobachter der Szene haben längst erkannt, dass unter den vielfältigen Rennsportarten, die in der Zwischenzeit mit dem rollenden Sportgerät ausgeübt werden, die Inline-Alpin-Disziplinen den Sprung in die Popularität geschafft haben. Ein Blick auf die Veranstaltungskalender der letzten Jahre genügt, um die exponentielle Ausbreitung des organisierten Wettkampfgeschehens auf regionaler und überregionaler Ebene zu erkennen. Ein Heer von aktiven Läufern drängt auf die Asphaltpisten, um sich „downhill“ den Kick der Geschwindigkeit zu holen.

Allen voran die Slalomspezialisten, die zwischen den Kippstangen der „Königsdisziplin“ im Inline-Alpin-Zirkus frönen. Den faszinierenden Reiz des Stangenfahrens auf der glatten Asphaltpiste zu genießen und dabei den Nervenkitzel des Wettkampfs zu verspüren, lockt nicht nur aktive und ehemalige Skirennläufer. Insofern hat die für Jung und Alt gleichermaßen attraktive Disziplin ihren ursprünglichen Stellenwert als eine Variante des Ausgleichs- oder Sommertrainings für Wintersportler längst überwunden und ein eigenständiges Profil generiert.

Entsprechend rasant vollziehen sich Entwicklungsprozesse. Der Stellenwert von Material und Technik nimmt zu. Beispielsweise greifen immer mehr Athleten zu „Fünfrollern“, sind ständig auf der Suche nach der optimalen Ausrüstung, um in dem inzwischen professionell betriebenen Geschäft nicht den Anschluss zu verlieren.

Angesichts dieses Booms überrascht die zurückhaltende Reaktion der Hersteller, die, wie ein Blick auf Warenangebot und Marketing schnell erkennen lässt, diese Variante des Inlinesports noch gar nicht registriert zu haben scheinen. Die Aktiven befinden sich jedenfalls auch diesbezüglich in Startposition, um sich von innovativem und auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenem Equipment überzeugen zu lassen und als Abnehmer durch zu starten.

Die Sportkommission Inline und Alpin (SK-SIA) im Deutschen Rollsport- und Inline-Verband (DRIV) hat die Zeichen der Zeit früh erkannt. Rechtzeitig zu Saisonbeginn versammelte sich um die Vorsitzende Gabriele Brenner ein kleines Kompetenzteam, das wiederum eine Nationalmannschaft ins Leben rief. Aus den besten und erfolgreichsten Läufern der vergangenen Jahre rekrutierte Johannes Wörtz, frisch gebackener Nationaltrainer, die Mitglieder des Kaders. Dass die Entscheidung zur Konstituierung einer Vertretung von Leistungssportlern auf höchster Ebene richtig war, bestätigt neben den sportlichen Erfolgen auch die von dieser Maßnahme ausgehende Sogwirkung.

Zunehmend regen sich nämlich an der Basis Kräfte, deren Ambitionen bei der Ausbildung junger Nachwuchsläufer für eine zunehmende Leistungsdichte sorgen. So fühlt sich die SK-SIA herausgefordert, den nächsten Schritt zu vollziehen. Wider den architektonischen Prinzipien erfolgt nun in einer zweiten Phase der Ausbau des Fundaments. Gemeint ist damit die Neugründung von Landesfördergruppen in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden des DRIV und einiger engagierter Vereine in den Regionen. Eine Art Stützpunktsystem soll flächendeckend talentierte Kinder und Jugendliche an die Leistungsspitze heran führen. Da inzwischen das Konzept steht und Verhandlungen mit den Kooperationspartnern positiv verlaufen, ist mit einer Neustrukturierung in Bälde zu rechnen.

Auch in Bezug auf Nationalmannschaft ist ein progressives Management angesagt. Mit der Weiterentwicklung der Sportart wachsen und differenzieren sich die Aufgabenfelder für die Verantwortlichen in der SK-SIA. Das Ausbildungswesen, die Akkreditierung der Inline-Alpin-Disziplinen in Bezug auf Olympia, die organisatorische Vernetzung auf europäischer Ebene, die Optimierung der Verbandsstrukturen sowie die Akquisition von Partnern und Sponsoren aus der Wirtschaft sind nur einige der anstehenden Projekte, die angepackt werden müssen. In der Sportkommission gibt man sich optimistisch, zumal die Mitarbeiter hoch motiviert und die Akzeptanz des Sports unter den Sporttreibenden und in der Gesellschaft täglich zunimmt.