Inline-Alpin - eine Sportart auf der Erfolgsspur von Dr. Wolfgang Schrader Der Siegeszug des Inlineskates Wie stark von den Zeiten des schnellen Wandels und der Kurzlebigkeit immer wieder neu inszenierter und kreierter Modeerscheinungen auch der Sport als die wichtigste Nebensache der Welt betroffen ist, lässt sich an der inzwischen unüberschaubaren Liste von Disziplinen ablesen, die täglich länger und vielfältiger wird. Dass in diesem Bereich noch lange nicht Alles ausgereizt ist, suchen Industrie und findige Sportfreaks ständig aufs Neue zu beweisen, indem sie emsig nach neuen Nischen suchen, um diese dem Heer der Freizeithungrigen aufzutun. Wenn den meisten dieser Trenderscheinungen der Status der Exklusivität haften bleibt, so wundert dies angesichts des Gedränges im Sektor „Fun und Fitness“ nicht sonderlich. Die Rasanz, mit welcher angesichts dieser Reizüberflutung der „Inlineskate“ innerhalb von nur zwei Dekaden Europa gleichsam wie in einem Siegeszug überrollt hat, kann als Beleg für die Attraktivität, Vielseitigkeit und Popularität des Sportgerätes schlechthin gelten. Gemäß dem Werbeslogan „Millionen können nicht irren“ ist Inlineskaten zum Volkssport avanciert und angesichts der Verkaufszahlen, die längst die Zehnmillionenschallmauer durchbrochen haben, in einer Art Senkrechtstart aus einem allenfalls kurzen Nischendasein ausgebrochen. Inline-Alpin - die Faszination des Bergabfahrens Während das Heer der Inlinetreibenden vom Feeling einer beschleunigten Fortbewegung in Verbindung mit den dazu erforderlichen ganzkörperlichen Aktivtäten“ angetan ist, haben sich in der Bugwelle der Rollerflut einige Alternativen für Ambitionierte, Leistungssportler und solche, die es noch werden wollen, etabliert. Neben den Speedfahrern dominiert den Racingbereich inzwischen der Sektor Inline-Alpin mit den Disziplinen Slalom, Riesenslalom, Parallelslalom und Downhill. Beobachter der Szene haben längst erkannt, dass unter den vielfältigen Rennsportarten, die in der Zwischenzeit mit dem rollenden Sportgerät ausgeübt werden, die Inline-Alpin-Disziplinen den Sprung in die Popularität geschafft haben. Ein Blick auf die Veranstaltungskalender der letzten Jahre genügt, um die exponentielle Ausbreitung des organisierten Wettkampfgeschehens auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene zu erkennen. Skifahren - Schnee von gestern? Zunehmend drängen aktive Läufer auf die Asphaltpisten, um sich „downhill“ den Kick der Geschwindigkeit zu holen. Allen voran die Slalomspezialisten, die zwischen den Kippstangen der wohl beliebtesten Variante frönen. Inzwischen hat die für Jung und Alt gleichermaßen attraktive Disziplin ihren ursprünglichen Stellenwert als eine Variante des Ausgleichs- oder Sommertrainings für Wintersportler längst überwunden und ein eigenständiges Profil generiert. Manch einer, der dem „weißen Sport“ aus wirtschaftlichen Gründen nichts mehr abgewinnen kann, oder sich den Unwägbarkeiten dahinschmelzender Gletscher und Skipisten nicht länger ausliefern möchte, findet mit dem Wechsel von den Brettern auf die Rolle eine faszinierende Alternative. Mit dem Erwerb eines durchaus erschwinglichen Startersets, bestehend aus Skates und Schutzausrüstung, kann´s eigentlich schon losgehen. Geeignete Pisten finden sich in nächster Nähe, ebenso wie ein Verein mit entsprechender Abteilung oder Gleichgesinnten. Informationen rund um dieses Thema sind für Anfänger, Fortgeschrittene wie auch für Vereine jederzeit über die Kommission Skateboard, Inline und Alpin (www.inline-alpin.com) beim Deutschen Rollsport- und Inlineverband (DRIV) zu erhalten. Mensch und Material im schnellen Vorwärtsgang Parallel zur Expansion des Wettkampfgeschehens wuchs der Stellenwert von Material und Technik. Vorbei ist die Ära des Sturm und Drangs, als jeder in einer individuell ausgeprägten Technik möglichst direkt dem Ziel zustrebte, als dicke Shorts die unsanften Kontakte mit der rauen Asphaltfläche dämpften und notdürftig vor Abschürfungen bewahrten, als sich Rollen einfach nur drehen mussten und sich die Auswahl von Schuh und Schiene an Passform und Design orientierte. Angesagt sind im Zuge der Professionalisierung inzwischen windschnittige und farbenprächtige, über den „Ganzkörperprotektor“ gezwängte Renntrikots sowie Fünfroller mit extrudierter Aluminiumschiene, Hochleistungskugellagern und Rollen in unterschiedlicher Größe und Beschaffenheit, abgestimmt auf wechselnde Beläge und Witterungsverhältnisse. In analoger Weise vollzog und vollzieht sich die Kultivierung der alpinen Inlinetechnik. Die einschneidenden Auswirkungen systematischer und intelligent konzipierter Trainingsmethoden auf das „fahrerische Können“, nach wie vor als die wichtigste Variable im Kampf um den Sieg zu werten, führen zu immer differenzierterer Technik und noch niedrigeren Laufzeiten. Nationalmannschaft - Zugpferd und Entwicklungsfeld Die SK-SIA hat die Zeichen der Zeit früh erkannt. Rechtzeitig zu Saisonbeginn 2002 versammelte sich um die Vorsitzende Gabriele Brenner ein Kompetenzteam, um wichtige Weichenstellungen in Sachen Kaderbildung vorzunehmen. Aus den besten und erfolgreichsten Läufern rekrutierte Johannes Wörtz, Aktiver und Nationaltrainer, die Mitglieder der Deutschen Inline-Alpin-Nationalmannschaft. Wie wichtig und klug die Entscheidung zur Konstituierung einer Vertretung von Spitzensportlern auf höchster Ebene war, zeigte die Entwicklung. Neben einem deutlichen Anschub des Leistungssportgedankens kam es in einer Art Sogwirkung zur Intensivierung der Nachwuchsarbeit auf Länderebene. Seit mit dem Münchner Sepp Augscheller ein weiterer erfahrener Coach gewonnen werden konnte, agiert ein effizient arbeitendes Bundestrainer-Tandem. Nationale und Internationale Meisterschaften Aber was wäre eine Nationalmannschaft ohne Meisterschaft? Das Augenmerk der Verantwortlichen in der Sportkommission gilt natürlich auch den Deutschen Meisterschaften, die in diesem Jahr bereits zum vierten Mal durchgeführt werden. Trotz zahlreicher Rennen zählen sie neben den Landesmeisterschaften in Bayern und Baden-Württemberg zu den absoluten Highlights jeder Saison. Dass mit der erstmaligen Austragung einer Europameisterschaft in dieser Saison die Chronologie des Inline-Alpin-Sports um einen wichtigen Meilenstein und ein richtungsweisendes Ereignis erweitert wird, ist ebenfalls Verdienst der SK-SIA, auf deren Initiative hin und unter deren Federführung Organisation und Koordinierung erfolgen. Bei der Wahl der Austragungsorte wurden mit Österreich, Italien, der Schweiz und Deutschland die führenden Nationen in dieser Disziplin angesprochen. Vereine und Verband in Kooperation und Vernetzung Sicher ist, dass die Entwicklung weiter voranschreiten und noch professionellere Gerätschaften und Fahrer hervorbringen wird. Das Tempo wird in erster Linie von Vereinen und Verband bestimmt. Letzterer ist gefordert Strukturen zu schaffen, die über kontinuierliche Nachwuchs- und Kaderarbeit eine zunehmende Qualität garantieren. In Kooperation mit den Vereinen entsteht ein flächendeckendes Netz, das durch enge Zusammenarbeit gehalten und über ein professionelles Beratungs-, Betreuungs- und Fördersystem ständig erweitert und gefestigt wird. Die Landesverbände in Bayern und Baden-Württemberg haben die Zeichen der Zeit schnell erkannt und reagiert. Mit der Gründung von Fördergruppen auf Landesebene ist es den Verantwortlichen gelungen, in das noch unfertige Gebäude „Inline-Alpin“ im Deutschen Rollsport- und Inlineverband zwei tragende Stützen einzuziehen. Andere Landesverbände werden dem Beispiel folgen und in Verbindung mit weiteren organisatorischen Eingriffen dem Ganzen noch mehr Kontur und Funktionsfähigkeit verleihen. Ausblick Dem Image dieser dynamischen Sportart entsprechend ist ein progressives Management angesagt. Mit der Weiterentwicklung der Sportart wachsen und differenzieren sich die Aufgabenfelder für die Verantwortlichen in der SK-SIA. Das Ausbildungswesen, die Akkreditierung der Inline-Alpin-Disziplinen in Bezug auf Olympia, die organisatorische Vernetzung auf europäischer Ebene, die Optimierung der Verbandsstrukturen sowie die Akquisition von Partnern und Sponsoren aus der Wirtschaft sind wohl die bedeutendsten Projekte. In der Sportkommission gibt man sich optimistisch, zumal die Mitarbeiter hoch motiviert und die Akzeptanz des Sports unter den Sporttreibenden und in der Gesellschaft täglich zunimmt. |